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Theaterlandschaft Belgien
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Anfang 2009 meldete das flämische Theaterinstitut, dass im letzten Jahrzehnt insgesamt zu 77 Prozent die Stücke lebender Autoren aufgeführt wurden, wovon 52 Prozent niederländischsprachige Autoren waren (und davon wiederum nur 9 Prozent Niederländer).
Verhältnisse wie in Frankreich
Das Theater Walloniens hat eine andere Geschichte: Sie beginnt in Frankreich. Lange hat man sich intensiv an der 'Grande Nation' mit ihrer reichen Theatertradition orientiert. Es ist daher verständlich, dass der Einfluss der französischen Dramatik (von Racine bis zur zeitgenössischen Literatur) und der Theaterkultur ungleich größer ist als der der Niederlande auf Flandern. Daraus ergeben sich für das frankophone belgische Theater zwei wichtige Konsequenzen. Wegen der zentralen Rolle des französischen Repertoires ist die frankophone belgische Dramatik relativ klein geblieben. Gleichzeitig spielt der Text eine größere Rolle.
Mit seinen rund 30 Dramen ist Jean-Marie Piemme der bekannteste belgisch-frankophone Bühnenautor. "Schreiben ist Boxen" – damit meint Piemme das Echte, das Reale, das er in seinen Texten als Mittel zur Verformung der Wirklichkeit verarbeitet, anstatt verschnörkelte Gegenwelten zu entwerfen. Seine Figuren trifft man in der Kneipe um die Ecke oder in der Bar des Brüsseler Théâtre Varia, das von den Regisseuren Delval, Dezouteux und Sireul geleitet wurde und wo viele seiner Texte aufgeführt werden.
Jacques Delcuvellerie ist als Autor und Regisseur eine weitere zentrale Figur der wallonischen Theaterlandschaft. "Ruanda", im Jahre 1994 nach dem Debakel belgischer Blauhelmsoldaten im Bürgerkriegsland entstanden, ist beeindruckendes politisches Dokumentartheater, das an das schwere belgische Erbe als Kolonialmacht anknüpft. Delcuvellerie agiert im Lütticher Théâtre de Place, knüpft thematisch auch an Texte des Flamen Hugo Claus an und ist wie sein Regiekollege Armel Roussel aus der Szene nicht wegzudenken.
Paul Pourveur ist auf seine Art belgisch: Französischsprachig aufgewachsen schreibt er in Französisch und Niederländisch. Seine Dramatik hat er zunächst im Dialog mit der flämischen und holländischen Szene entwickelt (Guy Cassiers etwa inszenierte Pourveur). Jetzt ist er wieder verstärkt auf frankophoner Seite zu hören. Seine experimentierfreudigen Vorlagen sind verspielt, muten zum Teil essayistisch an und spornen zu expressionistischen Inszenierungen an.
Man spricht deutsch
Die "bestgeschützte Minderheit" Europas, die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, verfügt mit ihren 70.000 Bewohnern nicht nur über ein eigenes Parlament, sondern auch über die AGORA, ein unabhängiges Ensemble, das seit über zwei Jahrzehnten mit visuellem Theater durch Europa tourt. Ihr künstlerischer Leiter Marcel Cremer hat mit der Truppe das "Autobiographische Theater" als Arbeitsmethode entwickelt und Bühnentexte vorgelegt, die (teilweise) nicht nur ins Französische, sondern auch ins Niederländische übersetzt wurden.
Belgien: surreal und paradox
Bis heute konnte kein offizielles Kulturabkommen zwischen Wallonien und Flandern zustande gebracht werden. In Belgien wird Europa geprobt, zuweilen gehörig aneinander vorbei. Dennoch hat Belgien eine Identität: Sie ist surreal, mitunter sogar paradox und nah am Menschen. Beide Gründe macht sie vielen Künstlern erhaltens- und liebenswert.
In Brüssel proben das flämische Stadttheater (KVS) und das 300 Meter entfernt liegende frankophone Pendant, das Théâtre National, den Kulturaustausch: Manche Produktionen werden mit Untertitelung in der Sprache "der Anderen" gezeigt – eine Technik, die der Brüsseler bereits im Kino trainiert hat.
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Hier geht es zu den Texten über Paul Pourveur.
